the little while
1965 Gerty Beracz und Rich Schwab begegneten sich erstmals auf dem Gymnasium in Köln, wenn auch in unterschiedlichen Klassen, weil Gerty ein Jahr älter ist. Sie spielten beide in rivalisierenden Beatbands – Gerty als Gitarrist und Sänger bei The Bedlams, die Beatles-, Kinks- und James Brown-Songs nachspielten, Rich erst als Schlagzeuger, dann als singender Bassist bei a group, die den Rolling Stones, Pretty Things, Small Faces, Animals und Van Morrison's Them nacheiferten.
Rich bei a group, 1964
Gerty bei The Bedlams, 1965
1970 Gerty stieg bei Salvator Venit ein, ein Quartett mit Schlagzeug, Bass und einem Flötisten. Sie schrieben ihr eigenes, etwas mehr Jazz-orientiertes Material, mit viel Freiraum für ausgiebige Improvisationen.
Dann verließ ihr Bassist die Band.
Auftritt Rich, der ein paar Jahre lang Erfahrungen in Bluesbands wie Action Set, einem erfolglosen Versuch mit a group II und einem Ausflug in die Amsterdamer Blues- und Psychedelic Rock-Szene gesammelt hatte. Nach ein paar Stunden Jam Session mit Salvator gründeten sie sofort mhagara, zogen als WG in eine Bruchbude von Gartenhäuschen am Rande Kölns und entwickelten etwas, das sie »free rock« nannten, mit Einflüssen aus Blues, Jazz und afrikanischer, Latin- und indischer Musik. Sehr improvisationsbetont, sehr hart und dreckig, besonders als Flötist Wolli Kaiser gelernt hatte, sein Tenorsaxophon zu beherrschen. (Etliche Jahre später kam er zu ziemlichem Ruhm mit der Saxophon Mafia und Deep Schrott.)
mhagara 1970: Gerd Saal, Gerty, Rich, Wolli Kaiser
1972 Vielleicht waren sie zu Avantgarde, passten in keine Schublade, vielleicht lag es an mangelndem Management – mit drei, vier Gigs im Jahr kannst du nicht überleben. Rich bekam das Angebot, bei der etwas erfolgreicheren Jazzrock-Band Eiliff einzusteigen und hatte quasi keine Wahl, als den Job anzunehmen. Derweil setzte Gerty sein Studium an der Rheinischen Musikschule in Köln fort.
Eiliff 1973: Uli Stollenwerk, Detlev Landmann,
Houschäng Nejadepour, Att, Rich
1974 Eiliff lösen sich auf, als Keyboarder Rainer Brüninghaus zu Volker Kriegel’s Band wechselt und Gitarrist Houschäng Nejadepour einen Karriereschritt zu Guru Guru gelingt. Rich folgt einem Angebot der Baden-Badener Brainstorm, mit der er weiter Jazzrock spielt, bis Saxophonist/Gitarrist und Bandleader Roland Schaeffer ebenfalls zu Guru Guru emigriert.
Brainstorm 1973:
Nick Nikitakis, Rich,
Roland Schaeffer, Horst Mittmann
1975 Rich zieht zurück in seine Heimatstadt Köln und jobbt als Tresenkraft und begleitet gelegentlich den Singer-Songwriter Günter Hoffmann. Als Hoffmann eine Band zusammenstellen will, lädt Rich seinen alten Kumpel Gerty ein – aber nach ein paar Monaten Songs schreiben, proben und verschiedenen Schlagzeugern und Keyboardern beim Kommen und Gehen zusehen gibt Hoffmann auf.
Da bekommen Rich and Gerty ein Angebot des Singer-Songwriters Uli Hundt, eine Band zu organisieren, die seine anarchischen deutschsprachigen Songs und Gedichte spielen soll: Die Schroeder Roadshow ist geboren.
Schroeder Roadshow 1976: Rich, Manni Hollaender,
Uli Hundt, Richard Herten, Gerty
1976–1983 5 Alben, exzessives Touren mit bis zu 200 Gigs im Jahr – gute 25 % davon Benefiz-Konzerte – mit dem neuen Frontmann Gerd Köster und Frank Hocker an der zweiten Gitarre machen die Band, mit ihrem einzigartigen Mix aus hartem aber jazzigen Rock, Comedy-Klamauk und respektlosen politischen Texten zu einem der Favoriten sowohl der Musikkritik (»Die deutschen Stones, nur klüger«, titelte Sounds in einer Rezension 1983) als auch der deutschen Alternativ- und linken Szene.
Aber nichts hält für immer – da sie ja nur die deutschen Stones sind, fällt die Band, erschöpft, zunehmend auseinander …
Schroeder Roadshow Tourposter, 1979
Schroeder Roadshow Tourposter, 1978
Zu der Zeit gibt Gerty Gitarrenunterricht und spielt in diversen Cover-Bands …
Bye, bye … … …
Gerty amüsiert, Rich bei seiner Version von Muddy Waters' "I'm a Man",
Jächt Köster als Whistleblower, live 1978